ab 1844

Das Jahr 1844 schließlich kann als Startjahr einer weiteren bis heute zentralen Komponente der Fasnet hier angesehen werden. So fand im Anschluss an eine Veranstaltung auf dem Markplatz ein Maskenumzug durch die Stadt statt, ehe zum Abschluss ein Ball im dekorierten Saal des ‚Waldhorn‘ begangen wurde [16]. Dem Kenner der heutigen Fasnet entgehen die Parallelen zum Fasnetsonntag und-montag sicher nicht. Dass sich die Rottenburger Fasnet zwischenzeitlich über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht hatte, zeigt ein Geschehnis aus dem Jahr 1881. Per Sonderzug waren Gäste zum Umzug in die Stadt gefahren worden, und zwar so viele, dass „auf der Station Tübingen die Fahrkarten […] ausgingen und zur Rückfahrt alles Fahrmaterial-außer den Personenwagen- sogar Vieh- und offene Wagen, benützt werden mussten“ [17]. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert schließlich begann sich das närrische Tun darüber hinaus, wie in vielen anderen heutigen schwäbisch-alemannischen Hochburgen auch, endgültig in die uns bekannten Bahnen zu entwickeln. Und so kommt an dieser Stelle auch endlich die Hauptfigur der heutigen Fasnet ins Spiel: Der Ahland. Eine erste Erwähnung findet sich 1899 in einer Rottenburger Oberamtsbeschreibung, wo steht, dass sich „über die Fasnacht […] vermummte Kinder ‚Aaland‘ auf der Straße“ [18] herumtreiben würden. Wie lange zuvor bereits dieser Begriff bekannt war, kann an dieser Stelle nicht aufgeschlüsselt werden. Seinen Ursprung hat er wahrscheinlich im „althochdeutschen Wort „Falant“ […], was so viel bedeutet wie der „Zu-Fall-Bringende“, also der Teufel.“ [19] ‚Eine Teufelsgestalt‘ also sollte in Zukunft die Narren der Bischofsstadt repräsentieren! Doch zunächst hatte die in den 1920er Jahren geschaffene Holzlarve [20] noch nicht diesen Namen. Sie wurde schlicht und einfach Originalmaske genannt. Ihre Entstehung in diesem Zeitraum ist eng mit dem Entstehen der Narrenzunft in Verbindung zu bringen [21]. Vorbild für diese neue Larve war eine Schreckmaske aus Sandstein aus der Zeit der Renaissance, die der Ortskundige heute noch am Jägerhaus im Preußischen besichtigen kann.

[16] Vgl.: Schwarz, Reinhard/ Henseler, Kurt: Oh was Bogges, S. 18.
[17] Tagebuch des Orgelbauers Engelfried. Zitiert nach: Schwarz, Reinhard/ Henseler, Kurt: Oh was Bogges, S. 18.
[18] Rottenburger Oberamtsbeschreibung von 1899. Zitiert nach: Schwarz, Reinhard/ Henseler, Kurt: Oh was Bogges, S. 29.
[19] Dold Wilfried (Red.): Zur Geschichte der organisierten Fastnacht. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Vöhringen 1999,S. 269.
[20] Vgl.: Mezger, Werner: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, S. 142.
[21] Vgl.: Schwarz, Reinhard/ Henseler, Kurt: Oh was Bogges, S. 28


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