ab 1925

Im Jahr 1925 war es dann schließlich soweit: Die Narrenzunft Rottenburg wurde gegründet. Eine erste Mitgliedskarte stammt von Josef Ruf und ist von Lucian Grall als Präsident unterschrieben [22]. Hier kann vermutlich noch nicht von einem eingetragenen Verein gesprochen werden, sodass der 9. Januar 1930 als offizielles Gründungsdatum angesehen werden muss [23]. Schon ein Jahr zuvor wurde die Zunft in den erlauchten Kreis der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte aufgenommen (VSAN) [24].
Nur kurze Zeit später brach in Deutschland das dunkelste Kapitel seiner Geschichte an. Die Nationalsozialisten übernahmen die Macht. Und dies wirkte sich auch auf die Fasnet aus. Überall versuchten die neuen Machthaber Einfluss auf kulturelle Vereine zu nehmen. Und so sollte der NS-Ideologie entsprechend die Fastnacht aus ihrem christlichen Kontext heraus gelöst und mit einer ausschließlich heidnisch-germanischen Deutung versehen werden. Dies hatte zur Folge, dass sich auch Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch dieser Diktatur noch die Vorstellung- auch in Rottenburg- hielt, dass mit der Fasnet der Winter ausgetrieben werden solle [25]. Der Krieg brachte ab 1940 das fastnächtliche Treiben schließlich komplett zum Erliegen. Zuvor gab es 1939 allerdings noch eine bedeutende Neuerung: Rottenburg bekam seinen eigenen Narrenmarsch. Dieser war von Karl Bengel komponiert worden und ist bis heute unverkennbares musikalisches Erkennungszeichen der Fasnet im Bischofstädtle [26]. Nicht wenige Narren bekommen am 6. Januar Freudentränen in die Augen, wenn die ersten Takte des Narrenmarsches erklingen. In der Nachkriegszeit kam das fastnächtliche Leben allmählich wieder in die Gänge. 1948 gab es bereits wieder einen Kinderumzug und schon ein Jahr danach kamen 2000 Menschen in Rottenburg zum Umzug zusammen, 1950 zog das närrische Treiben bereits 10.000 Menschen an [27]. Für das Jahr 1967 sind gar 90.000 Besucher zu vermerken [28]. Die Fasnet erlangte somit immer mehr den Status eines Aushängeschilds für die Stadt Rottenburg und mit deren Organisation war eben die Narrenzunft betraut. 1952 kam es zu einem besonderen Highlight, indem die Zunft sein erstes Narrentreffen im Rahmen der VSAN ausrichtete und das ein voller Erfolg wurde. Seither war die Zunft lediglich noch zwei Mal als Gastgeber dieses besonderen Kreises tätig: 1966 und zuletzt 2003.

[22] Vgl.: Ebd.
[23] Vgl.: Ebd.
[24] Vgl.: Dold Wilfried (Red.): Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, S. 269.
[25] Vgl.: Mezger, Werner: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, S. 31.
[26] Vgl.: Schwarz, Reinhard/ Henseler, Kurt: Oh was Bogges, S. 35.
[27] Ebd. S. 36.
[28] Ebd. S. 38.

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